Wir sind entsetzt über die Ermordung von 11 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde „Tree of life“ in Pittsburgh/USA am 27. Oktober. Auch wenn dieser antisemitische Anschlag weit weg von uns stattfand, fühlen wir uns mit den Opfern und ihren Angehörigen tief verbunden. Ihnen gilt unser Mitgefühl, wir trauern mit ihnen.
Ein Angriff auf Betende in einer Synagoge trifft nicht nur die jüdische Gemeinschaft weltweit, sondern alle, die für Frieden und Religionsfreiheit und für ein friedvolles Miteinander der Religionen einstehen. Dass Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion getötet werden, erschüttert einen Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Besorgt sehen wir, dass es auch in Deutschland 80 Jahre nach der Reichspogromnacht antisemitische Übergriffe und Angriffe gegen jüdische Menschen und Einrichtungen gibt. Es gibt wieder mehr jüdische Bürgerinnen und Bürger, die sich unsicher und bedroht fühlen – Menschen, die sich nicht trauen, ihren Glauben offen zu zeigen, weil sie Angst vor Übergriffen haben. Antisemitismus gefährdet die Grundlagen unserer freiheitlichen Gesellschaft insgesamt.
Als Rat der Religionen in Pforzheim stehen wir an der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder in Pforzheim und trauern mit ihnen um die Toten. Wir bitten die Mitglieder in allen unseren Gemeinden: Beten Sie für unsere jüdischen Schwestern und Brüder.
Als Rat der Religionen in Pforzheim sind wir überzeugt, dass die verschiedenen Religionen nicht die Ursache gesellschaftlicher Probleme sind, sondern alle Religionsgemeinschaften dazu aufgerufen sind, sich für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft einzusetzen. Wir bitten die Mitglieder unserer Gemeinden: Stellen Sie sich im Alltag jeglichem Hass und Vorurteilen gegen Menschen anderer Religionen entgegen.
Wir appellieren an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft: Benutzen Sie Religion nicht als Machtmittel und zur Durchsetzung politischer Interessen, sondern schützen Sie Religionsfreiheit als hohes Gut unserer Verfassung.
Vor 80 Jahren gab es bei den Übergriffen auf jüdische Bürgerinnen und Bürger Menschen, die sich der Gewalt entgegengestellt haben. Viele Menschen haben schweigend zugesehen. Wir stellen uns denjenigen entgegen, die behaupten, dass die Gräueltaten gegenüber unseren Schwestern und Brüdern in der Vergangenheit für uns heute keine Bedeutung mehr haben sollten. Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Wir brauchen die Erinnerung zur Mahnung an uns, dass wir uns rechtzeitig für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in unserer Gesellschaft einsetzen. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können der Opfer gemeinsam gedenken. Deshalb rufen wir die Mitglieder unserer Gemeinden auf, am 9. November an der Gedenkveranstaltung der Stadt Pforzheim und der jüdischen Gemeinde um 11.30 Uhr im Atrium des Volksbankhauses teilzunehmen.
Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden lädt außerdem alle zum ökumenischen Bußgottesdienst zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 10. November 2018 um 18 Uhr in der Altstadtkirche ein.